Vom Tellerwäscher zur Führungskraft

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Artikel: Vom Tellerwäscher zur Führungskraft

Wie heißt es so schön – vom Tellerwäscher zum Millionär? Millionär ist Awad Mohamed zwar nicht, einen steilen Aufstieg hat er dennoch hinter sich. Wie ein junger Student aus Syrien zu einer festen Größe für die Infrastruktur der DB im Westen wurde und warum der eine oder andere Tequila dabei eine entscheidende Rolle spielte.

Awad Mohamed auf dem Sommerfest

Münster. Dort begann vor knapp 30 Jahren der Weg des heute 52-Jährigen. 1990 zog es Awad Mohamed zum Studium von Syrien nach Deutschland – mit 2.000 D-Mark in der Tasche, die ihm sein Vater mitgegeben hatte. In Münster besuchte er diverse Sprachkurse und ein Studienkolleg, um sich sein Abitur anrechnen zu lassen. Die 2.000 Mark waren schnell aufgebraucht. Daher heuerte Mohamed als Tellerwäscher in einem Restaurant am münsterschen Aasee an. Heute befindet sich dort ein Italiener. Er selbst hat den Laden seit Ende seines Studiums nicht mehr von innen gesehen. Stattdessen schwelgt er nun in seinem Büro in Duisburg in Erinnerungen.

Seit der Arbeit als Tellerwäscher ist viel Zeit vergangen. Heute trägt Awad Mohamed einen Anzug und die Tür zu seinem Bürozimmer die etwas sperrige Beschriftung „Leiter, Kaufmännisches Projektmanagement / Controlling Infrastrukturprojekte West (I.IFI-W)”. Mohamed leitet ein Team von rund 240 Mitarbeitenden. Im Juli 2023 übernahm er diese Position von Hans-Peter Walter, der nach fast 50 Jahren bei der DB in Pension ging.

Wahrlich eine „Schnapsidee”

Awad Mohamed hat bei der DB Karriere gemacht. Und das, obwohl er damals eigentlich nur durch Zufall in den Konzern reingeschlittert ist. Nach seinem Studium in Kiel beginnt Mohamed, in einem IT-Unternehmen zu arbeiten. Um die Jahrtausendwende ist das ein aufstrebendes Feld, er verdient gutes Geld. Doch das Unternehmen steht 2002 vor einer Krise. Der Zusammenbruch des neuen Marktes und die so genannte Dotcom-Krise bringen die Tech-Branche ins Wanken. Es sollen Stellen abgebaut werden, unter anderem auch die von Awad Mohamed. „Ich wollte meinen Frust und all die Unsicherheiten erstmal vergessen. Deshalb bin ich durch verschiedene Kneipen und Diskotheken getingelt”, erzählt er. Zwischen Bier und Tequila trifft er einen alten Kommilitonen: Olaf Clausen.

Dieser erzählt ihm, dass er nach seinem Abschluss bei der DB angefangen habe und bietet Mohamed an, dort auch für ihn ein gutes Wort einzulegen. „Was soll ich denn bei der Bahn? Ich bin doch kein Lokführer”, entgegnet der. Dass es bei der DB aber auch andere Berufsfelder gibt, soll er schnell herausfinden. Bereits in der darauffolgenden Woche schickt er seine Bewerbung ab, wird zum Vorstellungsgespräch geladen und beginnt kurz darauf seinen ersten Job bei der DB – als Projektkaufmann bei DB Projekte Süd GmbH in Stuttgart.

Wertschätzung und Ehrlichkeit zahlen sich aus

Das ist mittlerweile 22 Jahre her. Seitdem hat Awad Mohamed nie wieder woanders gearbeitet. Stattdessen hat er diverse Stationen und Standorte im Konzern durchlaufen: Er war in Stuttgart, Karlsruhe und Berlin und hat dort verschiedene Positionen bekleidet. Seit Juli 2023 sitzt er jetzt in Duisburg. „Ich bin ein gutes Beispiel dafür, dass man nicht zwangsläufig ein Unternehmen verlassen muss, um den nächsten Sprung in seiner Karriere zu machen.” Sein Erfolgskonzept: immer offen, ehrlich und wertschätzend mit seinen Kolleg:innen umzugehen. Das schließt sowohl Führungskräfte als auch seine Mitarbeitenden ein. „Ich nehme kein Blatt vor den Mund, wenn es mal nicht so läuft.

Awad Mohamed bei der Abschiedsrede für seinen Vorgänger Hans-Peter Walter (rechts) auf dessen Abschiedsfeier Ende Dezember.

Nur positive Worte findet Mohamed für seinen Vorgänger: „Ich kann Hans-Peter Walter mit seinen Erfahrungen und Kenntnissen nicht das Wasser reichen. Knapp 50 Jahre in ein und demselben Unternehmen sind eine bemerkenswerte Leistung. Ich bin mir aber sicher, nochmal eine andere Sicht in das Unternehmen zu bringen und es auf meine Art und Weise zu prägen.” Und wer weiß, vielleicht plant Awad Mohamed seine Abschiedsfeier in zwanzig Jahren auch selbst, so wie Hans-Peter Walter. Dann wahrscheinlich im Moro 112 in Münster – dem Restaurant, in dem er damals seinen ersten Job als Tellerwäscher annahm: „Ich möchte gerne wieder dorthin, schauen, was sich verändert hat, und meinen Kolleg:innen und Wegbereiter:innen zeigen, wo für mich damals alles angefangen hat."